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Harald Sicheritz de
leer
Muttertag
Ein Maimorgen im Gemeindebau. Der Postler knattert auf seinem Moped durch den Hof. Ein erster, lauter Schrei: „Arschloch!‟ Das Motto für einen ganz besonderen Tag: Muttertag.

Edwin Neugebauer ist kein Blumenverkäufer. Drum verdient er sich jetzt nicht dumm und dämlich, sondern hat den Mörderstress. Gerade noch war er bester Laune, da sagt ihm die Schöbinger Evelyn, dass das Einkehrwochenende vom Pfarrgemeinderat keine sexuelle Fortsetzung finden wird. Zumindest nicht mit ihm. Die Evelyn lässt sich jetzt nämlich von einem Profi beglücken – Gerry Gratzl, Polizist, Superstecher und Strohwitwer für zwei Wochen. Aber davon weiß der Edwin nichts, ebenso wenig wie von Gratzls Foto in der Handtasche seiner Frau.
Wenn der Opa erst einmal im Heim ist, wird das ganze Leben der Familie Neugebauer auf Hochglanz poliert. Neue Möbel, neues Auto, neues Mountainbike für den Mischa. Nur: der Opa will nicht ins Heim. Und das mühsam Ersparte der undankbaren G’fraster daheim kriegen die weltweit notleidenden Tiere. Die nette Frau Schöbinger hilft ihm beim Ausfüllen der Erlagscheine – zufällig, nichtsahnend, aber doch im richtigen Moment zur Stelle. Wie ein böser Wind, den das Schicksal fahren lässt.

Im Park prügeln sich die Jugendbanden. Gewaltverbrecher lauern in den Hauseingängen. Straßenmusikanten spielen Muttertags-Punk. Die Neugebauer Trude wird im Drogeriemarkt als Ladendiebin erwischt.
Es kommt zum Tumult, der sich zum Trauma auswächst: ein toter Eisbär, Phantombild in der Zeitung, ein Campingtisch samt Sonnenschirm für die Terrasse, die Schöbinger taucht plötzlich auf, peinliche Enthüllungen. Erst stirbt Meerschwein Mischa unter seinem Hintern, dann sticht der Opa Neugebauer dem Überraschungsgast seinen Grillspieß in die Brust. Eher versehentlich. Aber der Muttertag ist endgültig versaut. Oder doch nicht?

HS
Mein Regiedebüt und der erste Film, dem die schäumenden Kritiker das sinnfreie Etikett „Kabarettfilm“ aufgepappt haben. Und er wäre fast nicht gedreht worden. Die Förderungsinstitutionen haben Muttertag jahrelang tapfer abgelehnt, dann aber doch ein bisschen Geld hergegeben, um die No-Names Dorfer, Düringer & Sicheritz auf die sanfte Tour loszuwerden. Der Rest ist Geschichte, der Film Kult und ein Pflichtteil des jährlichen Rituals zum gleichnamigen Feiertag.