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Harald Sicheritz de
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Wanted
Die österreichische Seele ist ein weites Land. Das weiß man seit Schnitzler. Aber dass sich darin auch Cowboys und Indianer, Kopfgeldjäger, Bankräuber, Klavierspieler, Saloon-Schönheiten, Wanderprediger und sonstige Versatzstücke des Wilden Westens finden lassen, weiß man erst seit Wanted.

Die wahren Western sind im Kopf. Die Prärie muss kein Ort, sie kann auch ein Zustand sein. Ein Unfallchirurg lässt sich freiwillig ins Irrenhaus einweisen, weil er lieber im Kopf als Cowboy durch die Gegend reitet und in Duellen seinen Mann steht, als sich im wirklichen Leben überlegen zu müssen, warum ihn seine Frau verlassen hat und wieso die letzte Operation schief gelaufen ist. „Realitätsflucht“ nennt man das. Soll häufiger vorkommen als man glaubt.
So ein Irrenhaus ist sehr bequem, denkt unser Realitätsflüchtling und bringt den zuständigen Psychiater mühelos zur Verzweiflung. Und wenn’s einmal doch unangenehm wird: Augen zu und ab in den Wilden Westen.

Schade nur, dass die Idylle gestört wird. Es taucht nämlich ein Priester auf. Alarmiert von den besorgten Eltern soll der geistliche Herr (den im Übrigen selbst reichlich Probleme zwicken) den Traumtänzer in die Realität zurückholen. Pfarrer Hermann ist ein Jugendfreund unseres Helden. Das erleichtert zwar den Einstieg, hilft aber letztlich auch nicht weiter. Kopfreisen ist nämlich eine ansteckende Krankheit. Und gefährlich obendrein. Denn wer in der Phantasie stolpert, kann im Leben leicht stürzen.

HS  
Ich bin wohl einer der wenigen Österreicher, die je einen Western gedreht haben, wenn auch nur einen halben. Wanted ist auch insofern ein Sonderfall, weil es der einzige meiner Filme ist, wo keine Zeile des Drehbuchs von mir stammt.