Zeitreise in die eigene Vergangenheit
von Birgit Braunrath, erschienen im Kurier vom 2.5.2008
Erinnerung verklärt. Fernsehen verkitscht. Nicht immer. Auch im dritten Teil von Mutig in die neuen Zeiten lässt Harald Sicheritz weder Weichzeichner noch Sentimentalität aufkommen.
Die Geschichte dreier Familien vor dem Hintergrund der Nachkriegszeit und des Kalten Krieges erweckte diesmal die Jahre 1974 bis 76 zum Leben. In aller Brutalität. Ohne Twinni-Jolly-Paiper-Seligkeit. Eine Welt, in der unantastbare Vorurteile, unglückliche Familientyrannen und unbelehrbare Fortschrittsverweigerer herrschten. Dass dieses Schwere so leicht daherkam, hat drei Gründe: Die Besetzung – eine Leistungsschau zeitgenössischen österreichischen Schauspiels.
Den Humor – selbst Generationenkonflikte hatten diese Siebziger-Nonchalance: „Es jungen Leit glaubt's olle, des is lustig mit dem Rauschgift. Und sog ma ned, dass i sauf, des is wos ondas.“
Drittens die geschickt ausgeworfenen Angelhaken, die eigene Erinnerungen hervorholten: die Erbschleichersendung im Regionalradio, Pickerl für den autofreien Tag, Razzia am Arena-Gelände, Niki Laudas Unfall am Nürburgring, Einsturz der Reichsbrücke...
Alles anders ist das Dokument zweier Generationen, denen – im Schatten der Aufarbeitung des Zweiten Weltkriegs – bis heute kaum eine Fußnote der Geschichte gewidmet ist.